Wer sind die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen? Zwei Flüchtlinge in Hamburg über ihr Leben in Syrien, ihre Ankunft in Deutschland und die Rolle von Technik auf der Flucht. Zwei Geschichten einer langen Reise.

Flüchtlinge / 2015 / Hamburg Messehallen

Mohamad, 28 Jahre, aus Syrien

Ich bin aus Syrien und habe in Aleppo Medizin studiert. Schon dort habe ich angefangen, Deutsch zu lernen. Ich wollte nach Deutschland kommen, schon bevor der Krieg losging. Ich bin von Syrien über die Türkei, Griechenland und Mazedonien nach Deutschland gekommen. Drei Wochen hat es allein von der Türkei hierher gebraucht. Mittlerweile bin ich seit 20 Tagen in Hamburg. Die Überfahrt übers Mittelmeer habe ich in einem Gummiboot gemacht, das etwa neun Meter lang und zwei Meter breit war. Rund 45 Personen saßen mit mir auf dem Boot, die Überfahrt dauerte vier Stunden. Der, der dem Schlepper am wenigsten bezahlen konnte, bekam das Ruder in die Hand gedrückt. Er zahlte nur 500 Dollar für seinen Platz, wir anderen 1000. Google Maps war während der Flucht mein bester Freund. Damit haben wir navigiert. Der Krieg hat alles kaputt gemacht für mich, nichts ging mehr. Dabei hatte ich schon angefangen, als Arzt zu arbeiten. Nun bin ich hier, wir werden sehen, wie es weitergeht.

 

Flüchtlinge / 2015 / Hamburg Messehallen

Hassan, 23 Jahre, aus Syrien

Ich bin ein IT-Fachmann, aber in Syrien gibt es keine Zukunft für mich. Der Krieg hat alles kaputt gemacht. Ich möchte weiterstudieren und Deutsch lernen. Es war mein Traum, nach Deutschland zu kommen, hier respektieren sich die Menschen. In meiner Freizeit singe ich gerne, ich habe eine gute Stimme, hieß es in Syrien immer. Es ist mein Talent. Ich singe alleine oder mit Freunden. Ich bin die gleiche Route gekommen wie Mohamad, wir waren gemeinsam unterwegs. Wir sind mit einem Bus raus aus Athen, nachdem wir es nach Europa geschafft hatten. Zu Fuß ging es weiter durch Mazedonien, auch Serbien haben wir durchlaufen. Vor der Grenze haben wir uns aufgeteilt, kleine Gruppen erwischen sie nicht so leicht. Es war gut, auf dem Weg einen Freund bei mir zu haben, das zweitwichtigste war es, mein Smartphone dabei zu haben.

 

Die beiden Porträts sind von Fotografin Karolin Seinsche, als Übersetzer war Behsaad Ramez dabei und auch Peter Greve war mit von der Partie. Vielen Dank euch allen! Die Gespräche liegen schon eine Weile zurück, wir haben sie im Herbst 2015 geführt, als die Flüchtlinge noch in der Hamburger Messehalle untergebracht waren.