Der App Zugriffsrechte entziehen: Olivier Amar aus Israel will das mit MyPermissions möglich machen. Amar will den Nutzern  die Hoheit über ihre Daten zurückgeben. Dass man heute oft mit Daten für Apps bezahlt, daran kann Amar zwar nichts ändern. Aber ein bisschen mehr Transparenz stellt MyPermissions zumindest her.

Wer eine App installiert, muss erst einmal: Rechte abgeben. Viele Anwendungen wollen Zugriff aufs Telefonbuch, das Mikrofon, die Kamera, den Standort und etliche weitere Daten des Smartphones und seines Besitzers. Die Informationen gehen nicht nur an die Macher der App, sondern oft auch an Dritte, zum Beispiel Werbefirmen.

Olivier Amar versucht, dem Nutzer mit seiner Firma MyPermissions die Hoheit über seine Daten wieder zurückzugeben – zumindest so weit das überhaupt möglich ist. Wer nicht zum Handel App-Nutzung gegen persönliche Daten bereit ist, ist vom Nutzerkreis oft ausgeschlossen. Ein problematischer Handel, in dem aber das Geschäft der Anbieter liegt. Der Datenhunger der Apps lässt sich deshalb auch nicht einfach mit einer weiteren Anwendung tilgen.

Amar versucht es trotzdem. MyPermissions ist ein Browser-Add-On. Mit ihm können sich die Nutzer zumindest einen Überblick verschaffen, welche Apps welche Zugriffsrechte haben und im Idealfall der App Zugriffsrechte entziehen.

Viele Nutzer deinstallieren Apps nicht richtig

Aber laut Amar scheitere es daran schon bei vielen Nutzern. Sie wüssten einfach nicht mehr, welche App Zugriffsrechte auf was hat. „Viele deinstallieren ihre Apps auch nicht richtig. Sie denken, die App ist weg und bekommt keine Daten mehr, weil sie das Icon nicht sehen. Im Hintergrund ist sie aber doch noch da.“

In einem weiteren Schritt können Nutzer über MyPermissions der App Zugriffsrechte  entziehen. Wer Instagram keinen Zugriff auf die Fotos gibt, kann die App nicht nutzen. Aber andere Berechtigungen ließen sich allzu gierigen Apps oft wegnehmen, so Amar.

Die Idee zu MyPermissions kam dem gebürtigen Kanadier Amar, der seit neun Jahren in Israel lebt, als ein Freund plötzlich zugespammt wurde von einer App, die er seit fast zwei Jahren nicht mehr benutzt hatte – und von der er dachte, sie deinstalliert zu haben. Diese Anekdote erzählte Amar am Rande der Berliner Internetkonferenz re:publica. Er war gekommen, um MyPermissions in einem kurzen Lightning Talk auf der Bühne zu präsentieren.

Denn seine Firma versucht, verstärkt in Deutschland Fuß zu fassen. „Deutschland ist ein guter Markt für uns, die Deutschen sind aus historischen Gründen sehr auf ihre Privatsphäre bedacht“, sagte Amar.

MyPermissions verspricht, nicht mit Nutzerdaten Geld machen zu wollen

Die vergangenen Jahre war sein Start-Up hautpsächlich im asiatischen Raum unterwegs. „Japan ist ein guter Markt für uns. Die Japaner haben ein ähnlich hohes Bewusstsein für Belange des Datenschutzes wie die Deutschen“, sagte Amar.

Auf der Website von MyPermissions lässt sich das Browser-Add-On direkt installieren. Dann wird dem Nutzer eine Liste der benutzten Apps angezeigt – und er kann einfach anklicken, für welchen Dienst er sich eine Übersicht anzeigen lassen will. Egal ob Facebook, Instagram, Twitter oder viele weiteren. Dann bekommt er in einer übersichtlichen Kachel-Optik angezeigt, welche Zugriffsrechte in welchem Bereich die App hat.

Auf der Seite wirbt MyPermissions für seine Vertrauenswürdigkeit. „Wir speichern keine personenbezogenen Informationen, auch keine Loginnamen oder Passwörter. Wir speichern keine IP-Adressen und tracken euer Surfverhalten im Web nicht.“

Auch im Gespräch macht Amar klar, dass MyPermissions kein Kapital aus den personenbezogenen Daten der Nutzer schlagen will. Sein Start-Up wird durch Risikokapitalgeber gestützt und strebt langfristig ein Abo-Modell an, bei welchem die Nutzer für die App Geld bezahlen. Bis mindestens Ende des Jahres wird die App aber kostenlos bleiben.

Amar weiß, dass MyPermissions das grundlegende Problem des Kuhhandels „persönliche Daten gegen App“ nicht lösen kann. „Aber bringen wir den Leuten das Problem zurück ins Bewusstsein und machen ein sehr kompliziertes System transparenter. Denn die Leute vergessen zu schnell, welche Informationen sie preisgeben.“

Fotocredit: Florian Falzeder (Amar auf der re:publica)

Anmerkung: Dieser Text ist zuerst auf www.netzpiloten.de erschienen.