Vielleicht lag es daran, dass ich daheim in meinem bayerischen Elternhaus mit dem selbst geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer durchaus in einer Stimmung war, in der ich anfällig für Weihnachtskitsch war. Bevor ich jedenfalls mein Handy über die Feiertage beiseite gelegt habe, bin ich auf Twitter dem Hashtag #joinin begegnet.

Die Idee: Wer an Weihnachten unfreiwillig allein ist, kann sich auf Twitter melden und wird Teil einer Konversation – um sich ein bisschen weniger allein zu fühlen. Sarah Millican hat sich den Hashtag und die Aktion vor einigen Jahren ausgedacht und schreibt in einem Blogeintrag aus dem Jahr 2014 darüber:

„Dieser Hashtag ist für die, die nicht allein sein wollen, die es aber, aus irgendeinem Grund, sind. Weil sie keine Familie haben, weil sie mit ihrer Familie keinen Kontakt mehr haben, weil sie die Kinder dieses Jahr nicht kriegen, weil ihr Partner arbeiten muss. Sie sind allein und wären es lieber nicht. Für sie alle ist #joinin.

Auf Twitter merkten Nutzer an, dass die Aktion auch Ausflucht aus stressigen Weihnachtssituationen für Menschen bietet, die nicht alleine sind. Aber Weihnachten gilt eben traditionell auch als das Fest, bei dem Konflikte aufbrechen.


Andere teilten unter dem Hashtag schmerzliche Erfahrungen vom Tod des Ehemanns. Und vom Leben, das trotzdem weitergeht.

Twitter steht – zu Recht – immer wieder in der Kritik, dass es zu wenig tut gegen Hass und Anfeindungen auf der Plattform. Gerade Frauen sind betroffen und müssen sich von Twitter anhören, dass Beleidigungen und Drohungen gegen sie nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Das Netzwerk hat auch Jahre nach seiner Gründung keine effektiven Maßnahmen entwickelt, wie es gegen Hass auf der eigenen Plattform vorgehen will. Das ist beschämend und wird durch eine Aktion wie #joinin (nur ein Beispiel von vielen) auch nicht aufgehoben.

Trotzdem ist es umso schöner, zu sehen, dass auch an einem Ort, an dem viel zu oft Trolle übernehmen, mal ein bisschen Nettigkeit herrschen kann. *Weihnachts-Seufz*