Storyteller heißt ein neues, kostenloses Werkzeug, mit dem Journalisten ihre eigenen Multimedia-Slideshows entstehen lassen können. Entwickelt hat es Katharina Brunner. Sie hat das Open-Source-Tool so konzipiert, dass auch Journalisten ohne Programmierkenntnisse damit arbeiten können, erzählt sie im Interview.

Netzkolumnistin: Wie bist du auf die Idee gekommen, selbst an einem Tool wie Storyteller zu arbeiten?

Katharina Brunner: Bei einem Treffen von Datenjournalisten in München hat mir Max Zierer davon erzählt, wie der Bayerische Rundfunk WordPress als Basis für eine PageFlow-Anwendung benutzt. Da dachte ich mir: Das kann ich auch. Nach dem letzten #ddjmonaco-Treffen twitterte @drfollowmario,dass es ein wirklich einfaches Tool für multimediales Storytelling bräuchte. Ein paar Tage habe ich immer wieder überlegt, wie man das genau umsetzen könnte, bevor ich angefangen habe, zu basteln. Zu Gute kam der Idee, dass ich gerade um jede Ablenkung von meiner Abschlussarbeit dankbar bin.

Netzkolumnistin: Und wie bist du vorgegangen?

KB: Das Design war relativ schnell gemacht. Die meiste Zeit habe ich auf zwei Sachen verwendet: Wie sollen die einzelnen Folien und Geschichten organisiert werden? Und: Auf was kann im WordPress-Adminbereich verzichtet werden, um das Tool so einfach wie möglich zu machen? Ich schätze, dass ich etwa 20 Stunden daran gearbeitet habe.

Netzkolumnistin: Storyteller richtet sich an Journalisten, die nicht coden können. Du kannst das offensichtlich. Wie bist du dazu gekommen?

KB: Ich blogge und habe mir dadurch HTML und CSS angeeignet. Vor etwa 2 1/2 Jahrenwollte ich für die Regensburger Studierendenzeitschrift Lautschrift eine neue Webseite erstellen. In dem Zusammenhang habe ich mich intensiv mit WordPress und Frontend-Entwicklung beschäftigt. In dieser Zeit habe ich große Schritte gemacht und elementare Dinge verstanden.

Netzkolumnistin: Sollten Journalisten eigentlich coden können?

KB: Ich glaube, dass es nicht schadet, wenn gerade Online-Journalisten ein bisschen CSS oder HTML können und eine Ahnung davon haben, wie Webseiten aufgebaut sind. Das ist nicht schwer und mit Hilfe eines Kurses zum Beispiel Codeacademy kannman sich innerhalb weniger Stunden zumindest rudimentäres Wissen aneignen – und dann einfache Änderungen selbst machen kann. Allerdings sind codende Journalisten Spezialisten, so wie es sie auch in anderen Bereichen gibt. Und wie zum Beispiel bei TV-Journalisten bekommt man diese Fähigkeiten nicht nur durch einen Online-Kurs und auch nicht über Nacht.

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Katharina Brunner. Foto: privat

Netzkolumnistin: Und wie funktioniert Storyteller für die Nutzer?

KB: Storyteller ist ein Theme für WordPress, um multimediale Geschichten zu erzählen. Jede Geschichte besteht aus einzelnen Folien. Zu einer solchen Folie gehören ein Bild, ein Video oder Text. Diese Folie kann dann einer Geschichte zugeordnet werden. Wichtig ist, dass man für Storyteller eine eigene WordPress-Installation braucht und es zum Beispiel nicht möglich ist, dass ein Blog und Storyteller gleichzeitig auf einer Installation laufen.

Netzkolumnistin: Wer sich dafür interessiert, mit dem Programmieren zu beginnen: Was empfiehlst du Einsteigern aus dem Journalismus?

KB: Wer ganz neu im Bereich ist, sollte mit HTML und CSS beginnen: Diese beiden Auszeichnungssprachen werden auf jeder Webseite verwendet. Danach würde ich empfehlen, sich ein Tutorial zu einem bestimmten Thema zu suchen und das einfach nachzubauen. Ob dann am Schluss ein qualitativ hochwertiger Code herauskommt oder man alles versteht, ist gerade am Anfang nicht wichtig: Hauptsache, es funktioniert.

Zur Person

Katharina Brunner, 26 Jahre alt, ist Studentin der Volkswirtschaftslehre. Sie befasst sich mit digitalem Journalismus in verschiedenen Facetten: Wie könnte er finanziert werden? Wie können Geschichten online erzählt werden? Und welche technischen Möglichkeiten gibt es? Natürlich hat sie eine Website.

 

Wie die Ergebnisse mit Storyteller aussehen, könnt ihr hier in einer Demo sehen.

Wie findest du Storyteller? Welche Tools kennst du noch und kannst sie empfehlen? Teile deine Erfahrungen gerne im Kommentarbereich!

 Aufmacherbild: Demo-Version. Screenshot.