Der Mindestlohn für Praktikanten würde im Journalismus neue Ungerechtigkeiten schaffen, schreiben Jana Gioia Baurmann und Alina Fichter in der aktuellen Ausgabe der Zeit. Sie freuen sich, dass in letzter Sekunde eine Ausnahme vereinbart wurde – das sei ein großes „Glück“ für angehende Journalisten. Von wegen! Die Argumentation hinkt und blendet wichtige Aspekte aus.

Schnelligkeit, Sorgfalt, gute Schreibe: Das sind nur ein paar Anforderungen an Praktikanten im Journalismus. Eine weitere Tugend kann dem journalistischen Nachwuchs offenbar auch nicht schaden: Dankbarkeit. Diesen Eindruck habe ich bekommen, als ich den Text „Rein in die Absolventenfalle“ (welche Falle eigentlich?) der Zeit gelesen habe.

Die beiden Autorinnen heißen es darin gut, dass für journalistischen Nachwuchs eine Ausnahmeregelung vom Mindestlohn vereinbart wurde. Für Praktika unter drei Monaten, die während des Studiums absolviert werden, muss kein Mindestlohn gezahlt werden. Ein „Glück“ für junge Schreiber, so die Zeit. Denn: Die Medienhäuser hätten dann weniger der jetzt schon heiß begehrten Praktikantenstellen angeboten – mit dem Wunsch nach einer angemessenen Bezahlung schneidet sich der Nachwuchs also ins eigene Fleisch, ist letztlich das Argument hinter dieser Aussage.

Weiterlesen