Dirk von Gehlen hat mir via Twitter ein Blogstöckchen zukommen lassen. Das ist die Aufgabe:
Zähle 5 Bücher auf, die ganz oben auf deiner Wunschliste stehen, die aber KEINE Fortsetzungen von Büchern sind, die du schon gelesen hast – sie sollen also völlig neu für dich sein. Danach tagge 8 weitere Blogger und informiere diese darüber.
Für mich ein willkommener Anlass, mich neben der Journalistenschule auch mal wieder mit Büchern zu beschäftigen. Mein Literatur-Leseverhalten ist doch innerhalb der letzten Monate ziemlich verkümmert und das Blogstöckchen ist eine gute Gelegenheit, mir mal wieder darüber klar zu werden, was ich so alles verpasse – und dringend nachholen sollte. Hier also meine Liste:
1. Johanna Dreyer und Katharina Weiß: Maybe You Should Go Fuck Yourself
Vielleicht als Lebensgefühl: Johanna Dreyer und Katharina Weiß haben ein Buch darüber gemacht. Es gibt Essays (zum Beispiel von Silke Burmester), Interviews (zum Beispiel mit Christopher Lauer), Fotografien, Illustrationen und Infografiken. Ich freue mich darauf, das kleine Kunstwerk mit einem Glas Wein auf dem Bett sitzend aufzuschlagen, hämisch zu lachen und zu nicken.
2. Markus Beckedahl und Andre Meister (Hrsg.): Das überwachte Netz
Das Buch gibt es mittlerweile auch als pdf-Version. Kostenlos. Beckedahl Begründung: „Wir verschenken jetzt das Buch in digitaler Form, weil wir wollen, dass die wichtigen und spannenden Inhalte viele Menschen erreichen.“ Der Inhalt unter CC-BY-SA-Lizenz sollte aber auch zumindest eine Spende wert sein.
3. Nicholas Agar: Truly Human Enhancement
Für mein DJS-Magazinprojekt EGO habe ich ein Webdossier über Cyborgs gemacht, also Menschen, die sich Technik implantieren, um ihre Fähigkeiten zu erweitern. Die Frage, wie weit man dabei gehen darf, finde ich spannend. Das Buch steuert eine philosophische Betrachtung bei und fragt, welche Motive und welchen Sinn das Streben nach „Besser“ hat.
4. Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee: Second Machine Age : Work, Progress, and Prosperity in a Time of Brilliant Technologies
Die Autoren schreiben, wie Computer innerhalb der letzten Jahre immer klüger wurden und mittlerweile Krankheiten diagnostizieren und sogar unsere Autos fahren. Sie glauben: Wir müssen lernen, uns mit den Maschinen zu messen und erklären, wie technologischer und wirtschaftlicher Fortschritt aussehen könnte.
5. David Foster Wallace: Infinite Jest
An diesem letzten Buch meiner Aufzählung lese ich schon geraume Zeit. Der Wälzer von Wallace liegt schon lange auf meinem Nachttischchen, nie habe ich es bisher ganz durch diesen intelligent-bestialischen Wälzer, der von einem amerikanischen Zukunftsszenario im „Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche“ handelt, geschafft. „Unendlicher Spaß“ ist keine leichte Lektüre, vor allem wenn man wie ich gleichzeitig in der deutschen und der englischen Originalversion liest. Dass ich das Buch immer wieder aus der Hand lege, liegt aber nicht daran, dass es Längen hätte, sondern vielmehr an der unglaublichen (ja) Dichte. Die Geschichte von Hal, Orin, Marathe, und Madame Psychosis hat eine unfassbare Sogwirkung, die auch über Zeit nicht nachlässt und mich immer wieder in den langen Fußnoten versinken lässt. Foster hat das Buch 1996 veröffentlicht, und trotzdem sehe ich so viele Parallelen zu unserer heutigen Zeit der digitalen Vernetzung, dass ich immer wieder erstaunt bin. Ich habe noch knapp 200 Seiten vor mir. Diesen Monat schaffe ich es, ganz bestimmt.
Und jetzt?
Ich gebe die ehrenvolle Aufgabe weiter an Daniel Wüllner, Elisa Makowski, Tatjana Kerschbaumer und an die 52K der DJS für ihre Recherche zum Brutal-Magazin.*
*Bitte nicht nachzählen. Danke!
Aufmacherbild: MIT Press. Buchcover.