Es geht um Hillary Rodham Clinton und die weibliche Periode: Heute ist Lena Dunhams erster „Lenny“-Newsletter erschienen. Ein wertvoller Beitrag zum Netz-Feminismus?

Lena Dunhams feministischer Newsletter Lenny erschien am Dienstag erstmals. Zum Start wartet die amerikanische Autorin und Macherin der TV-Serie „Girls“ mit einem Interview mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Rodham Clinton auf. Das ist ziemlich handzahm geraten, aber liefert zumindest die gewünschte Star-Power. Und es verdeutlicht, dass Dunham mit Lenny den Anspruch hat, nicht nur um die Befindlichkeiten der eigenen Generation zu kreisen, wie sie schreibt.

„Millenials werden oft eines unglaublichen Solipsismus‘ bezichtigt, der sich in dem Wunsch ausdrücke, seinen eigenen Bauchnabel zu instagrammen, statt sich mit der Welt um sie herum zu beschäftigen. Aber das ist einfach nicht wahr – und ihr seid der Beweis“, so Dunham und Mitgründerin Jenni Konner in einem Vorwort.

Lenny war von Dunham lange angekündigt worden. Schon im Juni dieses Jahres sprach sie vom Konzept eines Newsletters, „bei dem es nicht zu viele Information geben kann“. Als Themen des Newsletters benannte sie damals Feminismus, Style, Gesundheit, Politik und Freundschaft. Ein recht breites Themenspektrum, das die Lenny-Chefredakteurin Jessica Grose da kuratieren muss.

Was den Newsletter inhaltich zusammenhält, ist eine Haltung. Lena Dunhams Mantra, das sich auch in ihrer Fernsehserie „Girls“ zeigt: Man kann als Frau glamourös sein und Schuhe lieben und sich gleichzeitig für Politik und Feminismus interessieren. Deshalb geht es nach dem Clinton Interview weiter mit einer kurzen Einordnung des Denim-Trends, einer queeren Hochzeit und der Frage: „Ist meine Periode komisch“. Die Beantwortung der Frage soll der Auftakt zu einer Serie über Gesundheitsfragen sein, die Frauen interessieren. In der Serie „Out of Print“ werden vergessene Autorinnen und ihr Werk vorgestellt. Insgesamt ist Lenny eine gute Mischung aus Themen, die viele junge Frauen weltweit ansprechen dürften – ja, aus der feministischen Sicht von Lena Dunham und ihres Dunstkreises.

Jordan Sondler/Lenny

Jordan Sondler/Lenny

Und Dunhams‘ Feminismus ist keineswegs unumstritten, immer wieder wird kritisiert, ihre Sicht sei die einer überprivilegierten, weißen Frau, die Probleme von weniger begünstigten Frauen und Minderheiten ausblende.

Platz für Kritik bietet auch Dunhams „Stargast“: Dass sie zum Start ausgerechnet Hillary Clinton interviewt, zeigt, dass Dunham nicht vor politischen Statements zurückschreckt. Dass daraufhin bei Wired von Chris Köver schon vorsorglich geschlußfolgert wird, dass Clinton in einem „episch langen, kostenlosen Wahlkampfwerbespot“ wohl genau die Seite zeigen kann „die ihr Wahlkampfteam uns präsentieren will“, ist zwar ein pauschaler Vorwurf, der auf alle künftigen Interviews jedes Politikers weltweit zutrifft – bei Dunhams sehr gefälligen Fragen an Clinton aber durchaus eine Berechtigung hat.

Dass Clinton die Profiteurin des Arrangements sei, ist nicht zwangsläufig so. Natürlich verfolgt Clinton mit dem Interview ein Eigeninteresse: Sie will die junge, weibliche Zielgruppe erreichen, die Lena Dunham so begeistern kann. Dafür bekommt Dunham für die erste Folge von Lenny ein politisches Schwergewicht, das auch noch perfekt in die Dunham-Welt passt, wie sie selbst im Vorwort schreibt: Clinton sei ein Vorbild, das coole Anzüge trage und sich nicht dafür entschuldige, in einer Männerdomäne selbstbewusst aufzutreten – aus ihrer Verehrung für HRC macht Dunham immerhin kein Geheimnis.

Dass Dunham das Format eines wöchentlichen Newsletters gewählt hat und nicht, sagen wir, ein Blog startet, hat vielleicht auch mit der Konkurrenz zu tun. Seiten wie Jezebel, The Hairpin und Vice-Ableger Broadly sind bereits existierende Beispiele eines modernen Feminismus‘ im Netz. Lenny soll zudem nicht die schnellen News liefern, sondern hat einen magazinigeren Ansatz, der sich an eine spitze Zielgruppe richtet. Die könnte sich durchaus freuen, die Neuigkeiten ihrer Identifikationsfigur Dunham direkt ins Postfach geliefert zu bekommen. Leser-Blatt-Bindung hieß sowas früher mal.

Titelbild: Fortune Live Media via Flickr / CC-BY-Lizenz

Hinweis: Der Text ist am Dienstag auf www.netzpiloten.de erschienen.