Mit seinem „Project 61“ will der Israeli Nehemia Gershuni-Aylho die traditionell schlechten Wahlumfragen der großen Meinungsinstitute schlagen – und die Wahlergebnisse der Wahlen im März genauer vorhersagen als alle anderen.

Die Zukunft vorherzusagen ist eine vertrackte Sache – besonders wenn es darum geht, in Meinungsumfragen die vergänglichen Launen und Einstellungen von Menschen abzufragen. Weil sich die israelischen Umfrageinstitute auch nicht besonders viel Mühe geben, gibt es am Wahltag regelmäßig Überraschungen. Der Erfolg der Partei Yesh Atid 2013 ist so ein Beispiel. Umfragen sahen die Partei bis zuletzt bei etwa 13 Sitzen (oder weniger), es wurden dann 19 (von 120 in der Knesset).

Auftritt Nehemia Gershuni-Aylho. Der 28-Jährige Student und freiberufliche Analyst hat sich Nate Silver zum Vorbild genommen, das amerikanische Zahlen-Wunderkind, das 2012 eine Formel entwickelte, die das tatsächliche US-Wahlergebnis besser vorhersagte als etablierte Konkurrenten.

Gershuni-Aylho nennt sein Unterfangen „Project 61“ (so viele Sitze braucht es für eine Mehrheit in der Knesset). Er selbst führt keine Umfragen durch, sondern hat die alten Ergebnisse der Firmen aus den letzten drei Wahlen auf systematische Fehler analysiert. „Ich musste rausfinden, welcher Meinungsforscher in welche Richtung Ungenauigkeiten zeigte“, sagt er. „Ich habe dann versucht, diese Fehler für jeden einzelnen Meinungsforscher herauszurechnen.“

Seine Berechnungen sind für jeden im Netz nachvollziehbar – Gershuni-Aylho veröffentlicht alle seine Daten auf einem riesigen Google-Spreadsheet und seine Berechnungen kann man auch auf Twitter und Facebook verfolgen.

Die größte Schwäche des Modells: Er vertraut darauf, dass die Meinungsforscher die gleichen Fehler wie die letzten Male auch machen. „Wenn die Firmen meine Daten als Ressource sehen und ihr System ändern, sind meine Formeln verloren. Ich kann nur hoffen, dass sie bis zu den Wahlen nichts ändern.“

Am Wahltag wird sich zeigen, wie stichhaltig Gershuni-Aylhos Rechnungen sind. Er hofft darauf, für jede Partei im Schnitt um nur einen Sitz danebenzuliegen, plus oder minus. „Ich hoffe einfach, ich bin am nähesten dran.“

 

#IsraElex: Der Monat vor den Wahlen, im Netz

Unter dem Hashtag #IsraElex wird auf Twitter über die israelischen Wahlen geschrieben. Unter diesem Titel werde ich auf meinem Blog den letzten Monat vor den Knesset-Wahlen am 17. März 2015 begleiten – und über kuriose, ernste oder lustige Wahlkampf-Fundstücke aus dem Netz berichten.

Aufmacherbild: Datenblatt von Project 61. Screenshot.