Dass es Internet auf Kuba nicht oder nur sehr eingeschränkt  gibt, haben bestimmt viele schon gehört. In den letzten Jahren hat sich hier einiges getan, es gibt landesweit auf allen größeren Plätzen in wichtigen Städten mittlerweile WLAN. Einfach einwählen kann man sich aber nicht. Zuerst muss man sich eine solche Karte kaufen und die Login-Daten freirubbeln, um sich auf dem Portal der staatlichen Telekom-Gesellschaft ETECSA anmelden.

Davor gab es Internetzugang meist nur in Hotels. Experten zufolge wählt sich ein Drittel der 11 Millionen Einwohner über die neuen öffentlichen Hotspots ins Netz ein.

Die Internetkarten gibt es für zwei bis drei CUC, circa genauso viel Euro in Hotels oder bei fliegenden Händlern auf den Plätzen zu kaufen. Damit darf man eine Stunde lang Surfen – mehrmalige Logins innerhalb eines Zeitraums von einem Monat sind möglich.

Camagüey

Dañel ist Kubaner, 28, und hat kein Smartphone. Etliche Kubaner haben schon eines, aber Dañel sieht darin keinen Sinn. „Warum soll ich mir ein teures iPhone kaufen, wenn es doch kaum Internet gibt?“, sagt er. „Apps können wir hier sowieso nicht so einfach installieren.“ Mit App-Store-Zugängen sieht es für die Kubaner schlecht aus. Wer eine App installieren lassen will, geht in einen der zahlreichen kleinen Handyläden. „Jailbreak iPhone“ steht auf vielen Werbetafeln vor den Geschäften.


Dañel hat sein ganzes Leben in Kuba gelebt, vom deutschen Oktoberfest hat er noch nie gehört. WhatsApp? Kennt er, aber das benutze kaum jemand. „Brauche ich nicht. Unter jungen Kubanern ist es beliebt, sich E-Mails zu schreiben.“ Statt Skype benutzten Kubaner eine chinesische App mit ähnlicher Funktionalität. Ein Handy aber hat Dañel aber schon, das gehört dazu. Kubaner sind kommunkativ, und die Erreichbarkeit ist wichtig in einem Land wie Kuba, in dem Öffnungszeiten dehnbar sind und lange Schlangen vor Geschäften aller Art Alltag sind.

Kubaner an einem Hotspot in Camagüey

Doch die digitale Kommunikation ist alles andere als frei. Recherchen legen nahe, dass die Regierung alle Kurznachrichten, die mit den spanischen Wörtern für „Menschenrechte“, „Hungerstreik“ und „Demokratie“ verschickt werden, blockt. Alternativen wie das Computernetzwerk Streetnet sind eigentlich verboten.

Santa Clara, Parque Vidal

Als ich auf dem Parque Vidal ankomme, bietet sich ein schon vertrautes Bild, das ich auch schon aus den anderen Städten vorher kenne. Die zahlreichen Parkbänke sind belegt, viele Kubaner sitzen alleine und haben ein Smartphone vor sich. Manche sitzen auch mit dem Laptop auf dem Schoß da. Kaum einer hat einen Internetanschluss im Zuhause, geschweige denn WLAN.

Hier im Parque Vidal kommen also diejenigen zusammen, die sich die für kubanische Verhältnisse sehr teuren Handykarten leisten können – und chatten und führen Videotelefonate mit Freunden und Verwandten im Ausland. Ein Bild, das man als Hamburger vielleicht noch vom Vorplatz des Apple Stores am Jungfernstieg kennt, wenn auch in abgeschwächter Form.

Kubaner im Netz (in Camagüey)

Havanna

Eine Mitteilung im Anmeldefenster der staatlichen Telekom-Gesellschaft ETECSA: Wegen Wartungsarbeiten steht der Dienst die kommenden 24 Stunden nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung. Heißt: Kein WLAN fürs ganze Land über die Tarjetas de Internet, also auch nicht für mich. Ich möchte meinen Abflug online checken. Geht nicht. Internet ist aus. Irgendwann komme ich doch kurz rein, bevor die Verbindung wieder abreißt. Die allermeiste Zeit des Urlaubs war ich offline, für mich auch eine ganz willkommene Pause. Für Kubaner, die sicher noch ganz andere Mängel im Alltag bewältigen müssen, ist es immer noch Alltag.