In ein paar Tagen geht die re:publica los. Ich werde zum dritten Mal dabei sein. Das Programm ist wie immer gewaltig. Rund 500 Vortragende auf 16 Bühnen an drei Tagen. Da kann man beim Versuch, seinen Konferenzbesuch zu planen, schnell mal den Mut verlieren. Aber manche Vorträge will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Meine fünf Empfehlungen, meist abseits der großen Bühnen.*

1. Anita Gohdes: Pics or it didn’t happen – How does social media access affect what we know about killings in the Syrian conflict?

Warum hören wir von manchen Gräueltaten, während andere nicht berichtet werden? Und wie lassen sich überhaupt die Opferzahlen schätzen, wenn man beinahe nichts von den Vorkommnissen in Krisengebieten wie Syrien weiß? Und welche Rolle spielen Youtube-Videos und soziale Netzwerke? Diesen interessanten Fragen geht die deutsche Forscherin Anita Gohdes nach. Auf dem 31c3 hat sie über das Internet als Kriegswaffe gesprochen und ich freue mich, sie bald auf der re:publica zu hören.

2. Anna Waldman-Brown: Light up your clothes

Wer bei der re:publica nur sein Laptop oder Smartphone bedient, verpasst was. Letztes Jahr habe ich mich vor eine Nähmaschine gesetzt und bei Aram Bartholl ein Funkloch für mein Handy genäht, eine kleine Tasche aus Abschirmvlies. Dieses Jahr will ich lernen, wie man LEDs und eine Batterie auf Stoffe bringt. Seit der Abschirmtasche hatte ich nichts mehr mit Nadel und Faden zu tun, ich hoffe Anna Waldman-Brown ist vorbereitet auf mich.

3. Julia Bergmann: Was eine moderne Bibliothek ausmacht und was ihr verpasst, wenn ihr nicht in die Bibliothek geht (Media Convention)

Ich frage mich manchmal, ob das volle Bücherregal im Wohnzimmer in ein paar Jahren nicht mehr sein wird als ein Designobjekt, das Räume gemütlich und wohnlich aussehen lassen soll. Was wir lesen, wird dann in einer Aluschale verpackt in unseren eReadern und Tablets lagern – wenn es das nicht schon längst tut. Was aber passiert mit Europas 65.000 Bibliotheken und wie versuchen die Einrichtungen, sich anzupassen, damit ihr Wissensschatz auch in modernen Zeiten noch relevant bleibt? Ich hoffe, dass Julia Bergmanns Vortrag diese Fragen beantwortet.

4. Juna Grossmann: Der Rabbi und die koscheren Gummibärchen – die deutsch-jüdische Blogosphäre

Das letzte halbe Jahr habe ich in Israel gelebt. Deshalb bin ich besonders gespannt auf den Vortrag, der die Vielfalt der deutsch-jüdischen Blogosphäre aufzeigen will. In den Blogs geht es nämlich längst nicht nur um Antisemitismus, Klezmer oder Israel. Sondern zum Beispiel um die Frage, wo man koschere Gummibärchen herbekommt.

5. Josefine Matthey & Carolin Meyer: „7 von 83 Kundinnen fanden die folgende Rezension hilfreich” – Eine Produktrezensionslesung

Das Internet als theatraler Raum, in welchem den Produktrezensionen auf Seiten wie Amazon eine ästhetische Qualität zugemessen wird: Ich bin gespannt, zu erfahren, welche lyrischen Tiefen in Bewertungen über Küchenschäler und kabellose Lautsprecher versteckt sein können. Und freue mich auf eine hoffentlich unterhaltsame Session.

 

*Erst nach dem Schreiben ist mir aufgefallen: Alle Vortragenden sind Frauen. Finde das schön.

Fotocredit: Angela Gruber, aufgenommen auf der rp14