Die israelische App Slipnote will die Meme-Kultur des Internets in den Messenger holen. Sie soll etablierten Angeboten wie WhatsApp und Snapchat Konkurrenz machen – und an den Erfolg der israelischen Hit-App Yo anknüpfen.

Auch Slipnote will seine Nutzer zum Lachen bringen – und auf dem hart umkämpften Markt der Messaging-Apps Angeboten wie WhatsApp und Snapchat Konkurrenz machen. Das Tel Aviver Start Up hofft, an den Erfolg einer anderen Messaging-Anwendung aus Israel anzuknüpfen: der gaga-genialen App Yo.

Slipnote setzt wie Snapchat ganz auf visuelle Inhalte. Mit der Slipnote-App lassen sich in ein paar Sekunden Fotocollagen erstellen, garniert mit Texten oder anderen Zeichnungen.

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Zwei Slipnote-Werke. Alle Fotos: Paul Curran/Slipnote

Wie lustig das ist, hängt vom Humor der Nutzer ab. Kreative Nutzer können mit Slipnote jedenfalls leicht Memes generieren und sie an andere Nutzer der App senden oder in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter veröffentlichen.

Bei WhatsApp sind Bilder Störfaktoren, sagt Curran

 

„Bilder und Meme sind die Inhalte, die wir online am liebsten teilen“, sagt Paul Curran. Er ist für die Kommunikation und das Marketing bei Heykuers, dem Start Up hinter Slipnote, zuständig. „Für uns sind diese Inhalte alles andere als trivial und wir wollen sie mit Slipnote in den Messenger bringen.“ Aber geht das nicht längst? Nein, sagt Curran. „WhatsApp zum Beispiel ist für eine Menge Dinge gut, aber visuelle Inhalte stören den Kommunikationsfluß dort. Bei uns sind sie der zentrale Punkt.“

Heykuers hat seine Büros in einem unscheinbaren Haus nahe der Tel Aviver Stadtautobahn. Im Erdgeschoss ist eine verschlafene Werkstatt. Aber zwei Stockwerke höher bei den App-Entwicklern liegen nur noch Kabel und Smartphones herum, keine schmierigen Metallteile. In einem Büro nebenan hat ein Künstler sein Atelier, ein paar blank polierte Schilder vor dem Eingang deuten auf weitere Gründerteams hin. Tel Aviver Start-Up-Romantik. Auf dem Markt der Messaging-Apps tummeln sich schon viele Angebote, weiß auch Curran. Bisher hat die App nur ein paar Tausend Nutzer, alle über Mund-zu-Mund-Propaganda gewonnen. „Wir hoffen natürlich, dass die App irgendwann viral geht und vielleicht ein Promi Slipnote benutzt und so bekannt macht“, sagt Curran.

Katzen statt Text. Slipnote-Collage. Foto: Paul Curran/Slipnote

Fünf Leute arbeiten mittlerweile bei Heykuers. Gegründet wurde es von zwei israelischen Brüdern, Ohad und Asaf Assoulin. In einer Seed-Funding-Runde im Januar 2014 hat das Start Up 700.000 Dollar eingesammelt. Damals gab es Slipnote noch nicht. „Wir arbeiteten noch an unserer Ku-App und haben 14 Stunden und mehr hier verbracht“, erzählt Curran. Um sich die Zeit zu vertreiben hätten sie sich lustige Photoshop-Bilder geschickt. Aus diesem Bürospaß entstand die Idee für Slipnote, das laut Curran mit der neuesten Version die Beta-Phase verlässt.

Die Navigation funktioniert gut, die Fahrstuhlmusik nervt

 

Wer sich die kostenlose App herunterlädt, muss leider zuerst einmal eine E-Mail-Adresse und Telefonnummer zur Authentifizierung rausrücken. Dann kann es losgehen: Der Startbildschirm bietet einem, dargestellt durch Icons, drei Aktionen an: ein Bild suchen und ausschneiden, malen oder einen Text schreiben. Es gibt eine Vorauswahl von Bildern aus dem Netz, aber Nutzer können auch gezielt nach Bildern suchen, zum Beispiel zu einem bestimmten Film oder Game. Auch eigene Fotos können verwendet werden. Mit dem Finger schneidet man sie aus und platziert sie mit den anderen Elementen auf einer Freifläche. So entsteht die Collage. „Wer Slipnote benutzt, muss kein Photoshop-Genie sein. Eine gute Idee reicht völlig aus“, sagt Curran.

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Was gut funktioniert: Auch wenn sich viele Elemente auf der Freifläche befinden und überlappend ist es einfach, die unterschiedlichen Ebenen anzuwählen und zu skalieren oder zu verschieben. Was nervt, ist die musikalische Begleitung während des Schaffensprozesses. Es dudelt Fahrstuhlmusik im Hintergrund.

Wer sein Werk vollendet hat, kann auf den „Slip“-Button drücken und sein Erzeugnis entweder in der App an Freunde verschicken oder über Facebook, Twitter oder WhatsApp teilen. Sogar das Team des Start Ups benutzte anfangs lieber WhatsApp, um die Bilder zu teilen, erzählt Curran. Der Reaktionen wegen. Deswegen hätten sie Slipnote um eine Funktion erweitert: Es kann jetzt auch ein Kommentar verschickt werden, der aber nur ein Wort lang sein darf – nach dem Leerzeichen ist Schluss. Yo lässt grüßen.

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Hinweis: Dieser Text ist zuerst auf netzpiloten.de erschienen.

Aufmacherbild: Slipnote-Collage. Paul Curran/Slipnote