Print is not dead: Der Indiemag-Day 2015 im Hamburger Oberhafen feiert das Gedruckte. Ich schmökere mich  durch unabhängige Magazine und Comics aus der ganzen Welt und treffe spannende junge Medienmacher und Mikro-Verleger. Alle haben ihre ganz eigenen inhatlichen Vorstellungen, was ein gutes Magazin ist. Niemand sagt etwas von „Haptik“. Wie schön.

Der Tag versucht, Macher und Herausgeber von Indie-Magazinen zusammenzubringen – und bietet ihnen natürlich Gelegenheit, ihre Produkte den Besuchern zu zeigen. Denn die kunstvollen, originellen und abseitigen Magazine, die beim Indiemag-Day auf den Tischen liegen, findet ihr in keinem Kiosk.

Die meisten Indie-Mags haben nur eine sehr kleine Auflage. Und richten sich an ein Publikum in der Nische. Das hat den schönen Effekt, dass ich im Oberhafen tolle Publikationen entdecke, von denen ich als Journalistin noch nie gehört hatte und Magazine, die locker als Kunstwerk durchgehen könnten.

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Aber was ist eigentlich Indie? Zwei Antworten in Form von Zitaten, die ich auf dem Indiemag-Day an der Wand gelesen habe:

Being able to decide today what the magazine will look like tomorrow without asking anyone for permisson. Kai Brach, Offscreen

Finding motivation in the attempt to prove everyone wrong.  Ryan Fitzgibbon

Es gab so viel Tolles zu sehen, dass eine Auswahl wirklich schwer fällt, aber diese drei Macher würde ich euch gerne vorstellen:

1. Franziska

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Franziska hat „Kater Demos“ mitgegründet, ein „utopisches Politikmagazin“. Ich finde die Idee toll, dass auch junge Menschen die Welt, in der wir leben, radikal hinterfragen – und Alternativen suchen, die über Stammtischgelaber-Niveau hinausgehen. „Wir brauchen Utopien“, sagt Franziksa (im Bild mit ihrem Mitgründer). Über Kater Demos, das gerade sein erstes Heft mit Schwerpunkt Demokratie vorgelegt hat, sagt sie: „Irgendwann wollen wir den Spiegel ersetzen“. Um „Kater Demos“ herauszubringen, wurde sogar extra der Kater Demos Verlag gegründet.

2. Alex

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Alex hat mehrere Ausgaben des Studentenmagazins „Zur Quelle – Von und für Zaubernde“ dabei. Das Heft erscheint im DinA5-Format und wird von Berliner Studenten unterschiedlicher Einrichtungen gemacht. Alex ist Autor. „Zur Quelle“ ignoriert die Termine für die nächsten Fachschafts-Partys und die Uni-Öffnungszeiten und wagt sich an eine Themenmischung zwischen Vice, Neon, Dummy. Auf das Interview mit Loona folgt ein Selbsttest („Welche Beerdigung passt zu dir“ – inklusive Songliste). Es gibt sogar eine Foto-Lovestory. Ein bisschen Bravo ist also auch irgendwie dabei. Die Jubiläumsausgabe zum Einjährigen heißt „Zur Qualle“ und hat auch eine auf dem Cover abgedruckt. Das war eine Idee der Art Direktion, um das Fortbestehen des Magazins zu feiern. Dass man es ein ganzes Jahr schaffe, war nämlich keine Selbstverständlichkeit, sagt Alex.

3. Max

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Max ist auf die Indiemag-Days gekommen, ohne schon eine erste Ausgabe von „Counter Parts“ vorstellen zu können. Trotzdem sitzt er nicht vor einem leeren Tisch, sondern hat Ausgabe 0.5 dabei. Die ist zwar noch nicht besonders dick, enthält dafür aber ausgewählte lange Geschichten. Denn wenn es eine Story ins Heft schafft, dann ist sie meistens: richtig lang. Das zeigt auch schon der Prototyp des Magazins. „Wir wollen in die Tiefe gehen, nicht nur an der Oberfläche schürfen. Das braucht Platz“, sagt Max mir. Anfang 2016 soll die erste Ausgabe da sein.

Hinweis: Der Text ist zuerst auf www.netzpiloten.de erschienen.